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"De Ole Kassen"
       Die Abenteuer des Willem van der Waterkant
DAS ABC DES RUDERSPORTS

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Alstervergnügen

 

Hallo, euer Willem ist wieder da.

Hatte mich doch mal wieder breitschlagen lassen, mit den Hottentotten auf Wanderfahrt zu gehen, obwohl sie ja bekanntermaßen schwierig sind.

Aber in Ethik hatten wir gelesen über den alten Hagedorn, der versprach, dass sie lehre, gesellig zu sein. Die Alster meine ich. Na, da war ich aber mal gespannt.

 

Dem Matthias sein Schwiegerpapa, also wenn man so will, seiner Frau ihr Vater jedenfalls ist ganz gesellig.  Mit seinem Achter und genauso mit uns, obwohl das ja streng genommen gar nicht ging. Doch davon erzähl ich euch später.

Er ist auch mutig, denn er hat uns vermittelt, sich für uns verbürgt und dafür gesorgt, dass wir immer wieder rein kamen, obwohl Matthias gar nicht die ganze Zeit dabei sein konnte.

Das war überhaupt doof: Da geht man endlich wieder auf Wanderfahrt,  aber kaum einer kann die ganze Zeit und mancher wusste bis zuletzt nicht, ob er nun kann und will oder nicht.

Am Mittwoch, dem Feiertag von der Vereinigung bin ich mit Iris, Lutz und Bernd erst mal allein gewesen. Alles klappte ganz vorzüglich: Das Navi fand den Weg, mit dem Geheimcode konnten wir rein, eben den Ergoraum mit unserem Zeug voll schütten, wobei die Segelregattakombo uns mengenmäßig eindeutig getoppt hat, das Auto wegparken und gleich mal rudern. Lutz hat sich erbarmt, mir beim Steuern zu helfen. Denn irgendwie war wohl am 3. Oktober endlich doch noch Sommer und deshalb war ganz Hamburg auf der Alster. Drei waren auch tiefer drin mit ihrem Federkissen und der Hose knapp über ihrem Handy. Ständig mussten wir jedenfalls halb machen, anhalten, ausweichen. Trotzdem haben wir ganz viel erkundet und am Schluss hat uns Lutz noch unter die stufenlos regelbare Dusche auf der Binnenalster gelotst.

Zu Max und Konsorten bin ich nicht mitgegangen wegen Werder.  Das war dumm von mir, denn bis zum Spiel waren die anderen zurück und Bernd hat uns das Spiel in den großen Fernseher geholt. Noch dümmer war, dass wir auf dem großen Fernseher mit ansehen mussten, wie sie verloren.

Auch am Donnerstag waren wir zu viert. Wir sind wieder so rum gefahren bis zur Schleuse hoch nach Ohlsdorf und auf dem Rückweg sind Iris und Lutz shoppen gegangen, während Bernd und ich auf das Boot aufgepasst hat. Ich glaube, Bernd mag mich nicht. Kein Wort hat er gesagt.

 

Deshalb habe ich gedacht, ich lasse die drei allein ins Wunderland gehen. Das sollte sich rächen.

Sie sind nämlich von den Schienen direkt in die City gegangen und haben sich in einem Steakhaus ohne mich vergnügt. Zur Strafe standen sie dann vor verschlossener Tür. Ich habe ihr Jammern und Rufen nicht gehört, sonst hätte ich sie natürlich reingelassen und der Schwiegerpapa hätte nicht extra zu kommen und aufzuschließen brauchen.

Trotz Bahnstreik hat Matthias es geschafft, am Freitag  ganz früh bei uns zu sein. War auch ein bisschen verblüfft über die vielen Segler in seinem Verein, hat aber immer übersetzt, weil die konnten nicht segeln, weil der Wind war immer nur unter der Wolke und die Wolke immer nur über dem Krankenhaus und nicht über der Alster. Deshalb haben sie ganz komische Sachen gemacht, um die Wette grinsen und Segel-trocknen zum Beispiel.

Für uns war das gut ohne Wind. Mollig warm, so dass wir immer anhalten mussten auf den kleinen Seen und den engen Nebenarmen hinter den schnuckeligen Hintergärten, wo die Gärtner den feinen Herrschaften ihr Herbstlaub weggesaugt haben. Matthias kennt sich aus in Hamburg, er hat uns alles erklärt, wer wo wohnt und was die Leute so machen. Das hat mich Adoptiv-Bremerhavener ein bisschen neidisch gemacht. Für einen Moment habe ich gedacht, ich wäre damals lieber in die Alster gefallen, aber andererseits wäre bestimmt von den feinen Herrschaften keiner bereit gewesen, so´n kaputten Drecksack rauszuangeln.

Obwohl sowieso andauernd Pause war, sind wir recht früh zurückgefahren, denn schon wieder wollte einer den streikenden Lokführern trotzen: Ekki kam nach der Schule und bestand darauf, noch eine Feierabendtour mit uns zu machen.

Danach sind wir zum Inder hin. Ekki war auch ganz froh, mal von zu Hause weg zu sein: Da durfte er endlich mal essen, was er wollte.

Neben dem Code hatten wir nun einen richtigen Schlüssel, so dass wir problemlos reinkamen und nun wurden wir noch einer mehr. Es kam nämlich der Hans-Hermann. Ich hab nicht verstanden, wieso er Chefi nicht mitgebracht hat, aber ich versteh ja auch nicht alles, so gerade eben nicht sitzengeblieben, wie ich bin.

 

Die mit den langen dünnen Armen haben noch gekickert, bis Iris neben ihrem Knie auch ihre Handgelenke gekachelt hatte.

Am nächsten Morgen habe ich was ganz Tolles erfahren. Ich dämmerte noch so halb vor mich hin, als eine Herde Menschen kam. In meinen Ohren dröhnte es, und deshalb wollte ich, der offenbar als erster wach geworden war mit meinen großen Ohren, sie gerade ermahnen, leise zu sein. Doch wie ich mich so umfühlte, stellte ich fest, dass in Wirklichkeit alle wach waren. Aber die rührten sich nicht. Keiner sagte ein Wort.  Ich wusste bis dahin nicht, dass Menschen auch einen Totstellreflex haben. Ich kannte das bisher nur von kleinen hilflosen Kreaturen. Mann, war ich froh, dass ich nicht als einziger aufgemuckt hatte.  Nach 24 mal Boing von der Bodenplatte und 24 mal Dong von der Schwingtür war der Spuk auch ganz schnell vorbei.

Ich beschloss im Stillen, mich öfter mal tot zu stellen, das war doch viel bequemer als nach dem ersten „ja,  aber...“ in Grund und Boden trompetet zu werden. Nur ob das auch in mündlichen Prüfungen, vor denen ich so Riesenbammel hab, Sinn macht, hab ich noch nicht zu Ende überlegt.

Ich ahnte jedenfalls nicht, wie schnell die nächste Gelegenheit kommen sollte.

An diesem Tag musste Iris weg, diesma nicht wegen Fußball, und dafür kam die Chefi, die aber nur steuern konnte. Um ihr auf den engen Kanälen ein bisschen Übersicht zu verschaffen, bin ich auf Schlag gegangen und die Großen mussten ganz weit zu Bug. Ehrlich, Chefi war trotzdem ganz schön angespannt, wahrscheinlich weil man als Chefin der Hottentotten ne ganz schöne Verantwortung hat. So lieb wie die Hottentotten und ich, vor allem ich, waren, hat Chefi dann aber doch die Leinen lockerer lassen können und Spaß gefunden.

 

Am Nachmittag kam erst Iris zurück und dann noch Birgit mit Little Linda und dem quirligen Kai, die mal gucken wollten, wie die Boote in den letzten 4 Jahren gewachsen waren. Wir haben die Boote bestaunt und sind dann alle zusammen zum Italiener gegangen.

Und von da hat Birgit dem Ekki dann den Weg zum Bahnhof gezeigt. Blöd. Kaum waren alle da, musste der erste wieder weg.

Aber dann kam ja auch schon unser letzter Tag. Nochmal sind wir nach der Ohlsdorfer Schleuse hin und haben uns in die Sonne gehauen, um dann ziemlich verblüfft festzustellen, dass die Welt da doch noch nicht zu Ende ist. Da kamen nämlich Duraceller mit ihren Tupperschüsseln und erzählten uns, dass man oben auf der Alster noch mehrere Kilometer paddeln kann. Und es kamen Ruderer und trugen um, weil man da auch rudern kann. Wer hätte das gedacht ?!

Wir haben uns das aufgehoben für 2011, denn wir wollten noch einen gepflegten Sonntagskaffee nehmen. Mit Blick auf die Vereinsregatta der Hamburger Ruderinnen und Matthias seine Nichte. Unglaublich, wo der Matthias alles Verwandte hat. Das war ein tolles Café, direkt am Wasser, mit einer netten Bedienung und Eis. Sowas hätte ich gern jeden Tag, dann würde ich vielleicht wieder öfters rudern.

So war nun plötzlich alles viel zu schnell vorbei. Nur noch duschen, packen, abfahren.

Jedenfalls kann ich sagen, Hamburg ist einfach toll, das war ein echtes Alstervergnügen.

 

Danke Matthias und sein Schwiegerpapa und alle anderen, die mich ausgehalten haben!