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Ostemarathon Es begab sich zu der Zeit, als allen Bundesbürgern ständig und eindringlich gezeigt wurde, welche rauen Kräfte strömendes Wasser in sich birgt und welche hässlichen Folgen es hinterlassen kann. Obwohl wir uns kaum etwas Schöneres vorstellen konnten als 86km von der strömenden Oste mitgerissen zu werden, brachten wir es fertig, den Marathon mit um ca. 10% (der Autor ist Physiklehrer und kann daher besser runden als rechnen) reduzierter Mannschaftsstärke anzutreten. Wir betrachteten dies als angemessenen Solidaritätsbeitrag unserer Mannschaft für unsere Brüder und Schwestern im Osten. |
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Gar nicht mit eingerechnet ist in dieser Rechnung die Abwesenheit unseres „Hans-Hermann-für-alles“, der sich forschend in karibischen Gewässern aufhielt. Diesen Umstand wollten (und mussten!) wir aber dazu nutzen, endlich mal perfekt vorbereitet nach Hemmoor zu starten. So berichtet der Jahresfinanzbericht unseres Vereins von einer Bulli-mit-Hänger-Übungsfahrt. Unter Jörgs fachkundiger Anleitung, der schon halbe Dampflokomotiven auf Hängern durch idyllische Maintäler gefahren hatte, wurde der Bulli mit Hänger probeweise auf einem künstlichen Slalomparcours bewegt, dessen Kurven - ohne Übertreibung - enger waren als die unserer geliebten Geeste. Vorwärts und rückwärts! Nachdem wir realisiert hatten, dass im wirklichen Leben ein Bully-mit-Hänger selten rückwärts eine enggesteckte Slalomstrecke passieren muss, stand der Entschluss fest, nun noch schnell die engsten und kurvigsten Straßen Bremerhavens zu aufzusuchen. Klappte auch alles wunderbar, auch wenn sicher nicht wenige Passanten bemerkt haben, dass nicht beladene Bootshänger lauter klappern als andere. Dass diese Aktion am heißesten Tage stattfand, den Bremerhaven je erlebt hatte, lässt uns sicher sein, dass sie nie wieder eine Wiederholung auf diese Weise erfahren wird. Im Übrigen war sie durchaus geeignet zu beweisen, dass auch Nichtrudern doof machen kann. | ||
Auch die mentale Vorbereitung auf den sportlichen Wettkampf beschäftigte unsere Gemüter. Im vermeintlichen Glauben, dass die Begleitung durch Kuscheltiere und Maskottchen durch deren positive Ausstrahlung die Mannschaft zu höheren Leistungen stimulieren würde, wurde ein halber Zoo mit in die Boote geschleppt. Heute glauben wir zu wissen, dass Willem weder das eine noch das andere ist. | ||
Aber diesmal sollte Willem
allein auf dem Steuermannsitz sitzen - jedenfalls keine liebkosende Stefi unter
sich haben,
die ihn aus jeder Gefahr retten würde. Und schwimmen konnte er
auch noch nicht. Im Rahmen unserer Fahrtvorbereitungen konnte aber auch dieses Problem gelöst werden.
Aber
ich wollte vom Ostemarathon berichten. Er begann für die Mannschaft
unseres auserwählt schnellen Bootes wie jedes Jahr mit dem „Welches-Boot-startet-denn-nun-als-letztes“-
Spielchen. Wer das jetzt nicht versteht, dem sei erklärt, dass es beim
Ostemarathon darauf ankommt, sowohl auf dem Hinweg zur Elbe als auch auf
dem Rückweg nach Hemmoor auf der reißenden Tidewelle der Oste
mitzureiten. |
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Wir hatten also nach dem Ablegen unseres
"langsamen" Bootes reichlich Zeit auch unser Boot wirklich gut
vorzubereiten:
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Max Steel |
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War man zu schnell unten an der Elbe, hatte man nach der Wende den Tidestrom gegen sich. Da wir das schnellste Boot sein würden, war es nicht ratsam, nicht als letztes Boot abzulegen. Merkwürdigerweise dachten auch andere Ruderer so über sich. |
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Daraus folgt ein Belauern des Gegners - wirklich ein furchtbar lustiges Spielchen und man könnte es eigentlich den ganzen Tag betreiben. Leider konnten wir dieses Jahr unsere Trumpfkarte nicht ausspielen: Hans-Hermanns Blase war ja wie gesagt in der Karibik. So starteten wir unbedarft und guter Dinge als vorletztes Boot. Schon nach wenigen Kilometern war klar: Blendende Zeit, gutes Vorankommen, Euphorie. Eine solche Stimmungslage schlägt sich dann in Diskussionen zwischen Maschine und Schlagmann nieder: „Ekki, ich brauch so 330 Schläge pro Kilometer, weiß`Bescheid?“ | ||
...und später in einem nachschlagenden Schlagmann. Manche Gedanken unseres medizinischen Personals blieben zwar unausgesprochen, können aber inzwischen auf unserer Seite über die Antriebsaspekte des Ruderns nachgelesen werden. So waren wir so früh auf dem Osteriff, dass wir eine richtig schön ausgedehnte Pause machen | ||
konnten, um zu picknicken, Fotos zu machen, dicken Schiffen auf der Elbe zuzusehen, die Kuscheltiere zu unterhalten und um sicher zu gehen, dass wir auf dem Rückweg nicht zu sehr gegen den Tidestrom arbeiten müssten und letztlich um zuzusehen, wie unsere Bremer Gegner, die vermutlich lange nach | ||
uns gestartet waren, irgendwann auch mal kamen und nach einer nur klitzekleinen Pause wieder in ihr Boot stiegen und sich ratzfatz aus dem Schlick machten. | ||
Wir
folgten und stellten ab diesem Zeitpunkt fest, dass die vom Veranstalter
zugesagte Strömung der Oste an diesem Tag abgestellt sein musste. Trotzdem machten wir offenbar weiterhin einen fröhlichen Eindruck auf unsere Gegner. Zitat: „Wir brauchen uns gar nicht umzugucken, wenn wir hinter euch fahren! Man erkennt euch am Lachen!" Sich darüber zu wundern hieß demnach, soviel war uns klar, selber noch weniger zu lachen zu haben. Wir hatten wenigstens Willem an Bord. Jedenfalls waren wir mindestens zu fünft an Bord und wurden trotzdem das zweitschnellste Boot und der schnellste aller "ungesteuerten" Vierer! Diese Leistung wurde Dank der Flexibilität der Rennleitung mit einer Medaille oder so was gar nicht erst belohnt. Aber wir kommen wieder und irgendeinen Grund, den Steuermann wieder abspringen zu lassen, werden wir schon finden!
„Wenn das jetzt gemütlich war, dann bin ich erst recht froh, dass ich letztes Jahr nicht in dem Boot saß, das gewinnen wollte!“ |
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